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Wissenschaft
Die "Popping Sarcomere-Theorie"
14. März 2022
Die "Popping Sarcomere-Theorie" im Allgemeinen und im HOT IRON®-Training
Die pliometrische Kraftproduktion (aka exzentrische Muskelkontraktion) wird mit dem Auftreten von Mikrotraumata bzw. Muskelkater in Zusammenhang gebracht. Die Physiologie dieser pliometrischen Kraftproduktion ist bislang noch weitgehend unklar und zur eigentlichen Ursache der Mikrotraumata gibt es mehrere Theorien. Die popping sarcomere-Theorie ist eine der spannendsten davon (Morgan 1990).
Im Kern vermutet diese Theorie, dass die Mikrotraumata aus einer ungleichen Verteilung der Sarkomerkräfte bzw. – längen entlang von Myofibrillen resultieren. Werden die langen Sarkomere so gedehnt, dass die Filamentüberlappung verloren geht, versuchen die länger und schwächer werdenden Sarkomere, den Kraftverlust zu kompensieren, indem sie die Dehnungsgeschwindigkeit erhöhen. Die Dehnungsgeschwindigkeit der länger werdenden Sarkomere nimmt schlagartig zu, sodass die Sarkomere plötzlich in die Länge schießen (engl. to pop), daher der Begriff „popping sarcomeres“.
Gemäß Morgans Hypothese resultiert das Ungleichgewicht der Sarkomerkraft bzw. -länge bei pliometrischer Kraftproduktion demnach in einer überproportional großen Dehnung von langen Sarkomeren.
Nicht die Höhe der externen Kraft, sondern das Ausmaß der Sarkomerdehnung während der pliometrischen Kraftproduktion wäre also für die Mikrotraumata verantwortlich. Auslöser von Muskelkater wäre demzufolge primär die pliometrische Muskelspannung bei unüblich großen Muskellängen und weniger ein außergewöhnlich kraftvoller Muskeleinsatz (Toigo 2015). Die Myofibrillen adaptieren an diesen Reiz und erhöhen die Sarkomermenge, indem sie an ihren Enden zusätzliche Sarkomere in Reihe schalten (Morgen & Proske 2004).
Die "Popping Sarcomere-Theorie" unterstreicht somit den Wert eines Krafttrainings über die komplette Bewegungsamplitude (aka fROM) wie es im HOT IRON®-Training angeleitet wird. Über fROM wird gegen Widerstand trainiert, Sarkomere werden in Serie angebaut und die fROM nimmt dadurch weiter zu. Die HOT IRON® Trainingspläne Q2 2022 beinhalten vermehrt Übungen, die die Zielmuskulatur über die für eine große Kraftentfaltung optimale Länge hinaus bringen und so der popping sarcomere-Theorie entsprechen.
Weiterführende Informationen zu diesem Thema gibt es im HOT IRON® Professional Training „Krafttraining als Mobility Tool“.
Hier geht es direkt zur Fortbildung (Bitte anklicken, es erfolgt eine Weiterleitung).
Eine Betonung der pliometrischen Kraftproduktion könnte den in der Theorie beschriebenen Effekt über eine zeitliche Verlängerung der Spannungsreize maximieren. Auch dies wird in den HOT IRON® Trainingsplänen Q2 2022 mittels einer Betonung der nachgebenden Wiederholungsphase („3/1“, „1/3“) berücksichtigt.